Prof. PD Dr. Marie-Luisa Frick

Meinungsdruck, Wissenskämpfe, Desinformation: Gedankenfreiheit im digitalen Zeitalter

Datum: Samstag, 7. September, 20.15 Uhr
Teilnahmemöglichkeiten: Präsenz oder online
Ort: Theater Erfurt, Großes Haus, Theaterplatz 1, 99084 Erfurt

Über Meinungsfreiheit, also die Freiheit, seine Gedanken und Einstellungen anderen mitzuteilen, ist in den vergangenen Jahren viel diskutiert worden. Die aus demokratieethischer sowie menschenrechtlicher Sicht mindestens ebenso zentrale Gedankenfreiheit erfährt weit weniger Aufmerksamkeit. Dabei ist sie im digitalen Zeitalter auf vielfältige, neuartige Weisen herausgefordert. Wie frei und eigentlich sind unsere Gedanken angesichts von sozialem Meinungsdruck, politischer Desinformation und einem Überangebot an Wissensbeständen und Expertise, deren Autorität zum weltanschaulichen Kampfplatz gerät? Wer oder was denkt uns, wenn wir uns scheinbar autonom Gedanken machen? Wie können unter solchen Bedingungen Meinungen selbstständig und sorgfältig gebildet werden? Wie können Manipulationen erkannt und Verführungen zu Vorurteilen abgewehrt werden?


Durch die Beleuchtung der Rolle von Bildung, (selbst-)kritischem Denken und Diskurstapferkeit möchte der Vortrag zeigen, warum Werte der Aufklärung das digitale Zeitalter mitgestalten müssen, wenn dieses nicht in kollektiv selbstverschuldeter Unmündigkeit enden soll. Dabei ist Gedankenfreiheit im digitalen Zeitalter entlang der Spannung von Heteronomie und Autonomie neu zu denken und auf seine materialen, institutionellen Bedingungen hin zu befragen, um das Ideal des selbstbestimmten, verantwortlichen Individuums, welches der freiheitlich-demokratischen Ordnung zugrunde liegt, illusionslos zu verteidigen.


Marie-Luisa Frick wurde 1983 in Lienz/Osttirol geboren und studierte Rechtswissenschaften und Philosophie an der Universität Innsbruck, wo sie sich 2016 in Philosophie habilitiert hat und seither als Assoziierte Professorin am Institut für Philosophie arbeitet. Sie lehrt und forscht zu Ethik, Politischer Philosophie, Rechtsphilosophie, Wissenschaftsphilosophie und Religionsphilosophie.Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Philosophie der Menschenrechte, Demokratietheorie und die Philosophie der Aufklärung. Auslandsaufenthalte führten sie u. a. nach Galway und Harvard, für das österreichische Außenministerium nimmt sie seit vielen Jahren an bilateralen Kultur- und Religionsdialogen teil. Zu ihren zahlreichen Veröffentlichungen zählen die beide bei Reclam erschienen Bände „Zivilisiert streiten. Zur Ethik politischer Gegnerschaft“ (2017) sowie „Mutig denken. Aufklärung als offener Prozess“ (2020).

Referentin

Professorin für Philosophie an der Universität Innsbruck
E- Mail: marie-luisa.frick@uibk.ac.at
www.marieluisafrick.net